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Papier und was: Buchkunst

Papier und was: Buchkunst

Alle zwei Jahre lädt das Bodmannhaus, aka Literaturhaus Gottlieben ein zur Ausstellung „Papier und was“. Gottlieben schaut auf knapp über 300 Einwohner und sein Literaturhaus am Seerhein wirbt ganz entspannt damit, schwer erreichbar zu sein: „… ein Literaturhaus auf dem Land, ohne U-Bahn-Station vor der Haustür, aber mit einem hochwertigen Programm und einer beeindruckenden Resonanz.“ Und nach Basel und Zürich baute das kleine Dörfchen tatsächlich das dritte Literaturhaus der Schweiz auf.

Ebenso spartanisch ging das Bodmanhaus mit der Werbung für diese Ausstellung vor: Es geht um Kunst mit Büchern und Papier, aber es gibt vorab keine Bilder. Man muss schon selber nach Gottlieben fahren.

Was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt! Einige Impressionen von Buchkunst und Papierarbeiten stelle ich euch gerne in kommentierten Galerien vor. Ein Klick auf die Bilder zeigt größere Versionen.

„Falls mich jemand sucht, ich bin im Wandel.“

Empfangen hat mich zuerst die Eisbibliothek von Annaloog, hinter der die Künstlerin und Fotografin Ute Kledt steckt. Sie arbeitet gerne mit flüchtigen, vorübergehenden Formen und Gestalten; Wasser und Eis sind also ideale Materialien für sie. Kledts Bücherschrank ist die Tiefkühltruhe. Für ihre so genannten Eisbücher kombiniert sie Poesie mit passender Dekoration, arrangiert die Zutaten in Formen, bedeckt sie mit reichlich Wasser und lässt die Kunstwerke erst einmal im Eisschrank verschwinden. Ihren Zauber entwickeln die entstehenden Eisbücher vor allem im Durchlicht.

Wo gebunden wird, fallen Schnipsel

In welchem Haus ist eine Buchbinderei besser untergebracht als in einem Literaturhaus? In Gottlieben arbeitet Sandra Merten im Erdgeschoss. Sie steht zwischen Pressen, Schneidemaschinen, Zubehörschachteln und erklärt am Ausstellungstag unermüdlich die Besonderheiten des Berufs. In ihrer Handbuchbinderei gestaltet sie Bücher nach Wunsch ganz individuell, zum Beispiel Gästebücher. Natürlich repariert sie auch alte Schätze und gestaltet Papiere für ganz besondere Stücke auch selber.

Üppige Farben und Muster beim Buntpapier

Wer schwelgen will in Farben, Formen und Mustern, ist genau richtig beim Stand der Buntpapier-Manufaktur von Tanja Karipidis. Rohpapiere werden ein- oder beidseitig gefärbt und gemustert. Das Handwerk ist alt und kennt zahlreiche Techniken. Eigentlich müsste es besser Dekorpapier oder Schmuckpapier heißen, findet Karipidis. Sie fertigt für Buchbinder, Kalligrafen und Papierkünstler, aber auch für Instrumentenbauer. Für Restauratoren entwickelt sie auch Papiere, die den einst originalen Dekorpapieren nachgemacht sind.

Alles Blech und Metall

Buchkunst mit einer Mischung aus Druckplatten, Papier und Holz schafft die Künstlerin Edith Schmid. Sie graviert Zinkplatten — manche verwendet sie zusätzlich als Druckplatte. Oder sie verwendet Weißblechdosen, graviert sie und lässt Textrollen darin verschwinden. Ihre Texte müssen nicht unbedingt lesbar sein, meint sie und stellt dazu passende Bücher aus: Die Druckplatte als Cover, gefüllt mit bedruckten und eingefärbten Papieren, mit Ringbindung auf Holz befestigt. Auch Bücher und Leporellos aus flach geschlagenen Dosen liegen auf dem Tisch.

Ich könnte noch stundenlang von der wunderbaren Buchkunst schwärmen … statt dessen stelle ich besser noch kurz die Künstlerin vor, deren Skulptur ich absolut passend für das Titelfoto fand: Sibylle Schindler. Viele ihrer Werke hätten nicht ins Literaturhaus gepasst. Sie arbeitet viel mit Eisen, Steinzeug, Blei und ihre Skultpuren können durchaus zehn Meter Länge erzielen. Schindler stattet unter anderem Parks oder Gärten mit Kunst aus. Was ins Zimmer passt, brachte sie teilweise mit nach Gottlieben. Das Foto zeigt die Skulptur „Gebündelt“ aus Stahl und Steingut.


Fotos: Bettina Schnerr

2 comments

  1. Schön geschrieben und beschrieben – und mit hübschen Bildern leicht zugänglich gemacht. (Unnötig zu erwähnen, dass ich mich in das Minibuchkonfekt – blau – verknallt hab ;))

    Buchstabenbunt, das A&O

    1. Bettina Schnerr says:

      Freut mich, dass du auch so in Farben versinken kannst! Die Farbbögen waren eine Augenweide. Ich kann dir leider nur eine Anleitung für Origami-Bücher geben … vielleicht rettet dich das aber über das gröbste Vermissen 😉

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