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Chang Kuo-li – Der grillende Killer

Chang Kuo-li – Der grillende Killer

Chang Kou-li - Der grillende Killer

Kommissar Wu aus Taipeh hat noch zwölf Tage bis zur Pensionierung und zählt sie. Sein Chef „Eierkopf“, der Dezernatsleiter, hat längst das Abschiedsessen geplant. Doch die verbleibenden Tage werden nochmals anstrengend, denn kurz hintereinander sterben drei Militärangehörige. Der angebliche Selbstmord des einen ist ein Mord, der vertuscht werden soll, ein zweiter Toter liegt erschossen am Strand und ein dritter kommt in Rom ums Leben. Da der Tote aus Italien von einem Scharfschützen erschossen wurde, sucht die Polizei aus Taiwan schnell in den Reihen des Militärs nach den Verantwortlichen. Das wiederum lässt sich vom Kommissar Wu nicht gerne in die Karten schauen, obwohl der die Fälle vor seiner Pensionierung natürlich noch gerne abschließen würde.

In Italien kehrt Alex Li nach dem erfolgreichen Auftrag nach Cinque Terre zurück und macht seinen Asia-Imbiss wie jeden Morgen auf. Er ist „der grillende Killer“ und jener ausgebildete Scharfschütze, den ein unbekannter Auftraggeber auf den taiwanischen Militärberater in Rom angesetzt hatte. Doch der Wok für den gebrateten Reis ist noch nicht richtig heiß, als Alex merkt, dass der rote Laserpunkt eines Zielfernrohrs auf seinen Imbiss gerichtet ist. Er flüchtet über lange vorbereitete Routen. Doch egal, wo er hingeht, taucht kurz darauf ein Scharfschütze in seiner Nähe auf. Jemand kennt die „sicheren Wohnungen“ und gibt sie der Reihe nach preis.

Die erste Aufgabe eines Scharfschützen ist nicht, zu schießen, sondern zu verschwinden.

Noch zwölf Tage bis zur Pensionierung

Kommissar Wu ist ein cleverer Ermittler, von dem der Chef behauptet, seine Pensionierung sei „ein Verlust für die ganze Nation“. Er hat in Eierkopf (der das gesamte Buch über konsequent so heißt) einen Gegenüber, der im Krimi zur Abwechslung nicht die politisch orientierte und ansonsten völlig ahnungslose Taubnuss abgibt. Sondern einen, mit dem er sich regelmäßig per Videocall austauscht. Denn Eierkopf fliegt zur Spurensuche nach Rom und teilt außer seinen Erkenntnissen auch seine zahreichen kulinarischen Erlebnisse mit Wu.

Für Alex gibt es nur einen Ausweg, um an die Hintermänner zu kommen: zurück nach Taiwan. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Wege des „grillenden Killers“ mit denen von Wu kreuzen. Auffällige Tätowierungen bei einigen der Toten bringen Wu auf die Spur einer seltsamen Vereinigung, vor der allerdings die alteingesessenen Gangsterbosse warnen. Und irgendwie schneiden sich diese Ermittlungen mit jenen zu den Scharfschützen des Militärs – wo Alex Li ausgebildet wurde.

Kulinarik, Kugeln und Korruption

Chang Kuo-Li verbindet in diesem Buch eine Menge seiner Leidenschaften. Der mehrfach preisgekrönte Autor ist Militärexperte und wenn er über die Waffendeals des Militärs schreibt oder die Scharfschützen, die im Thriller eine große Rolle spielen, merkt man das jeder Zeile an. Als Food-Kritiker verewigt er sich mit zahlreichen Gerichten. Alex‘ Spezialität ist gebratener Reis, doch Chang zeigt mit dieser Wahl, dass auch scheinbar einfache Gerichte richtig gut zubereitet und abgewandelt werden können.

„Der grillende Killer“ wartet auf mit einer gehörigen Menge rasanter Action, gepaart mit einem wunderbar trockenen Humor. Dafür sorgt vor allem Wu, der in seiner Familie unter anderem mit einem kochwütigen Großvater zu kämpfen hat und seinem Sohn, der hauptsächlich über Winks mit der Computermaus mit dem Vater kommuniziert. Für die Spannung sorgt ein Plot, der zunächst mit viel Geheimdienstflair verworrene Spuren legt, bevor Wu die Fäden säuberlich entwirren kann.

Dafür, dass Autoren und Autorinnen vor allem aus den USA ziemlich schnell eingekauft werden, sobald sich ein bisschen Erfolg abzeichnet, fliegen solche aus anderen Regionen auffällig unter dem Radar. Changs Gespür für die richtige Mischung aus Humor und Action sprechen eindeutig für ihn und ich würde mir wünschen, dass solche Autorinnen und Autoren öfter den Weg in die Übersetzung finden (… und auch nicht gleich wieder einer ungewissen Zukunft entgegen sehen). Zumindest bei Chang Kuo-li, Kommissar Wu und Alex Li, wird die Erfolgsstory weitergehen. Und das ist gut so.

Bibliografische Angaben

Verlag: Droemer
ISBN: 978-3-426-28389-9
Originaltitel: 炒飯狙擊手 (Chǎofàn jū jí shǒu; engl.: The stir-fry Sniper, 2021)
Erstveröffentlichung: 2019
Deutsche Erstveröffentlichung: 2022
Übersetzung: Alice Jakubeit (aus dem Englischen)


P.S. Ein wenig rätsle ich übrigens, warum ich zu Chang Kou-li (auch als Zhang Guoli transkribiert) trotz mehr als 30 veröffentlichten Büchern kaum etwas online auf Englisch finde, selbst wenn ich meinen Fund aus der Bibliothek von Singapur bei meiner Online-Suche einsetze.

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