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Christian von Ditfurth – Giftflut

Christian von Ditfurth – Giftflut

Christian von Ditfurth - Giftflut

Ein Sprengstoffanschlag auf die Oberbaumbrücke erschüttert Berlin. Es gibt Tote und Verletzte. Auch in Paris und London explodieren Brücken. Es folgt Anschlag auf Anschlag. Die Polizei tappt im Dunkeln, die Täter hinterlassen keine Spur und keine Botschaft. Klar ist nur: Jemand führt Krieg gegen Europa. Die Politik verfällt in Panik, die Bevölkerung lebt in Angst, es kommt zu Übergriffen auf Minderheiten und Flüchtlinge. Rechtsparteien werden stärker. Aktienmärkte und Wirtschaft stürzen ab.

Rezension

Paris, London, Berlin. Drei europäische Metropolen, drei Blaupausen: Ermordete Wasserwerkchefs, Ausfall der Wasserversorgung, Brückensprengungen. Die Polizei in den betroffenen Ländern rätselt. Für die Anschläge wurde viel Geld investiert, dafür wurden Spitzenleute engagiert. Wer hat das Geld und die Verbindungen, solche Aktionen auf die Beine zu stellen? Und welche Ziele habe diese Leute?

De Bodt wird alles herausbekommen, das ist bei diesem knapp 500 Seiten dicken Thriller klar, ohne spoilern zu müssen. Was bis dahin passiert, ist eine präzise, aber unfreundliche Analyse dessen, wie wir in einer Phase großer Verunsicherung ticken. Analysen und Denken sind wenig gefragt. Obgleich sie die wichtigsten Werkzeuge liefern würden.

Die sofort befürchteten Islamisten, die den rechten Parteien ungeahnten Zulauf bescheren und die den Medien die einfachste Antwort liefern, passen überhaupt nicht zum Anschlagsmuster. Das interessiert nur keinen. Im Gegenteil hat die Polizei die rechte Szene sogar als Tatverdächtige im Visier, weil sie massiv von der Verunsicherung profitieren.

Und wenn die Rechten eine … sagen wir mal, Internationale gegründet haben. […] Um in den wichtigsten europäischen Ländern an die Macht zu kommen? Dem neuen Präsidenten der USA wäre es vielleicht recht. Ob das eine Operation der CIA ist? […] Die haben früher schon geputscht, wenn es ihnen beliebte. Im Iran, in Lateinamerika. Argentinien, Chile und so weiter.

Wer hat tatsächlich so viel Geld zur Verfügung? Wer hat die nötigen Kontakte zu Profis mit der passenden Ausstattung, sodass keinerlei Spuren hinterlassen werden? Es sind diese Fragen, die zum Ziel führen. Es sind diese Fragen, die die Medien nicht stellen, sondern sich mit Mutmaßungen geradezu in den Dienst der Verursacher stellen.

In Berlin tüftelt Hauptkommissar Eugen de Bodt daran herum, unterstützt von seinen Mitarbeitern Silvia Salinger und Ali Yussuf. Während die Briten mauern und meinen, sie könnten die Fälle alleine klären, bietet der russische Geheimdienst seine Unterstützung an. Die Putin-Regierung steht schließlich selbst unter Tatverdacht. Da hilft der breiten Masse auch der Hinweis nicht, dass Russland sich mit den erwartbaren wirtschaftlichen Folgen wohl kaum ins eigene Fleisch schneiden würde.

„Wenn es die Russen sein sollten, was können wir machen?“
„Den Dritten Weltkrieg zu Ende führen.“
Sie blickte ihn erstaunt an.
„Der hätte dann nämlich begonnen, ohne dass wir es gemerkt haben.“

In Berlin ist de Bodt schlecht gelitten: Erfolgreich in wahrhaft haarsträubenden Fällen, aber mit einer Arbeitsweise gerne jenseits der Regeln. Was ihn rettet, ist einzig die Sympathie der Kanzlerin. Die sorgt dafür, dass er sich nicht nur um die Badewannenmorde kümmern muss, die fraglos keinerlei Ergebnisse liefern würden.

Von Ditfurth hat einen Thriller geschrieben, der sich aus grenzenloser Gier speist. Wer immens investiert, erwartet noch mehr Gewinn. Der Thriller zeigt, welche Möglichkeiten findigen Kriminellen offenstehen. Er zeigt, wie Kontrollmechanismen angesichts der Gier versagen und was alles auf dem Spiel steht, wenn buchstäblich unbezahlbare Einsätze im Spiel sind. Die Wirtschaft ist lediglich das sichtbarste Opfer. So überzogen der Ansatz wirken mag, so sehr sind die Grundlagen längst gelegt. Solche Details sollte man im Hinterkopf behalten.

Bibliografische Angaben

Verlag: Carl’s Books
ISBN: 978-3-570-58565-8
Erstveröffentlichung: 2017

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