Bettina spazierte in Konstanz umher.
Man sah sie schon kommen und freute sich sehr.
Hallo, kleine Maus, wohin geht die Reise?
Bei mir im Bau gibt`s Haushaltsbedarf, Kleidung und Götterspeise.
Schrecklich nett von dir, doch ich sag leider nein,
ich muss schon zu Mittag beim Grüffelo sein.
Und so spazierte ich – wie man sich denken kann – quer durch die quirlige Altstadt unbehelligt bis zum Münster. Denn dort liegt das Versteck vom Grüffelo und seinen Freunden: Rein in die Stadtbibliothek, rauf in den ersten Stock zum Ticketkauf, wieder runter, den roten Fliesen entlang durch den Hintereingang raus zum mittelalterlichen Turm im Hinterhof (der mich bereits mit einer Ausstellung zu Aiga Rasch begeistert hat). Wer das geschafft hat, steht dort vor einem großen Plakat mit den Hauptpersonen der Ausstellung: Figuren aus den Büchern und Illustrationen von Axel Scheffler. Sie laden ein zum „Konstanzer Katzentanz“, den Scheffler gemeinsam mit befreundeten Illustratorinnen und Illustratoren gestartet hat.
Axel Scheffler steht im lebhaften Austausch mit seinen Kolleg:innen und Freunden — und das am liebsten per Brief. Der Wahl-Londoner zeichnet Bilder auf die Umschläge, erzählt kleine Geschichten mit Hilfe der Briefmarken, rahmt Adressen oder kommentiert das Zeitgeschehen. Im Gegenzug erhält auch er bunte und kreative Post. Es muss nicht nur eine unglaubliche Freude sein, solche Bilder selbst zu erhalten. Ich schätze, dass sich auch das Personal der Post stets mit großem Vergnügen ein wenig Zeit für die Details nimmt.
Eine Auswahl all dieser Briefumschläge zeigt die aktuelle Ausstellung im Turm zur Katz. Bei tausenden von Briefen, die so über die Jahre entstanden sind, dürfte die Auswahl den Kuratoren nicht leichtgefallen sein.
So schön kann Briefeschreiben sein!
Gelegentlich integriert Scheffler die Briefmarke in seine Illustrationen, manchmal sind die Marken ordentlich arrangiert. Manchmal geht auch der Grüffelo auf Reisen; wahrscheinlich ist es die ikonischste Figur aus Schefflers Feder. Aber nicht immer zeichnet er selbst das Tier mit den knotigen Knien und der grässlichen Tatze. Mal übernimmt das einer der Brieffreunde (siehe folgende Galerie), mal die Post. 2019 gaben sowohl die deutsche Post als auch die britische Royal Mail Briefmarken zum 20-jährigen Geburtstag des Grüffelo heraus.
Zwar spiegeln die Glasabdeckungen reichlich, doch erfreulicherweise haben die Ausstellungsmacher sich stets für ganz schlichte Holzrahmen entschieden. Hier stehen eindeutig die Briefe im Vordergrund. Dass Scheffler gerne schreibt und diese Leidenschaft auch von Herzen vermitteln möchte, hat er schon mit einigen Kinderbüchern wie „Brief vom Eichhorn an die Ameise“ und „Der Bär schreibt heute Briefe“ verdeutlicht.
Ein großer Tisch ist beladen mit Grüffelomasken, Ausmalbildern und viel Zeichen- und Bastelmaterialien. Darunter natürlich auch ein Stapel Briefumschläge, damit jede Inspiration sofort umgesetzt werden kann.
Außerdem stellt die Ausstellung die Brieffreunde von Axel Scheffler vor. Stets hängen um Schefflers Umschläge herum Ilustrationen, die für die jeweiligen Empfänger typisch sind. Mit dabei sind unter anderem Anke Kuhl, die die preisgekrönten Konrad Kröterich und Manno gezeichnet hat, Thomas Müller, der unter anderem Weltliteratur für die Büchergilde Gutenberg illustriert, oder Dorothée de Monfreid, die in Frankreich für ihre Hundebande-Bücher „Les Toutous“ berühmt ist.
Gerda Dendoovens Werk zeigt, dass beim Postversand auch Dinge schief gehen können. In den Erläuterungen können sich die Macher den Kommentar nicht verkneifen, dass ihre Werke bei Ausstellungseröffnung noch bei Dendooven zu Hause lagen: „Leider war die Post nicht imstande, die eingeschriebene Sendung innerhalb von vier Wochen nach Konstanz zu liefern.“ Dagegen erscheint Schefflers Brief an das Kindercomicmagazin Polle mit einem Unzulieferbar-Aufkleber noch harmlos.
Der Katzentanz im Turm zur Katz
Zusammen mit Ausstellungskurator Jakob Hoffmann bat Axel Scheffler im Vorfeld einige seiner Brieffreundschaften darum, nicht nur die Briefumschläge beizusteuern. Die Ausstellung war bereits in Leipzig und Frankfurt zu sehen, doch der Katzentanz hat hier etwas exklusives. In Anspielung auf das Museum mit dem besonderen Namen und den Namen der Stadt.
Zusammen gestalteten die Illustratoren einen Bilderzyklus zum Thema „Katzentanz“. Diesen Bildern ist der oberste Stock gewidmet. Die kreative Kooperation in dieser Ausstellung zeigt nicht nur Profis mit viel Spaß an ihrer Arbeit, sie zeigt auch eine große Wertschätzung unter den Kolleg:innen. Die Bilderserie gibt es im Museumsshop als Postkartenset.
Konstanzer Katzentanz: Axel Schefflers illustre Brieffreundschaften
noch bis 7. April 2024 im Turm zur Katz
Bücher von Axel Scheffler
Verbriefte Freundschaft: Illustrierte Briefumschläge; mit Jakob Hoffmann und Stephanie Jacobs (Hrsg.)
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Der Bär schreibt heute Briefe
(ab 3 Jahre)
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Briefe vom Eichhorn an die Ameise
(ab 6 Jahre)
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Der Grüffelo
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Über Axel Scheffler
Scheffler, geboren 1957 in Hamburg, studierte Kunstgeschichte und Grafik. Seit 1982 lebt und arbeitet er in England. Er ist weltweit einer der erfolgreichsten Illustratoren von Kinderbüchern. Mit Julia Donaldson veröffentlichte er zahlreiche Geschichten, die in mehr als 100 Sprachen übersetzt worden sind. „Der Grüffelo“ verkaufte sich mehr als 18 Millionen Mal. Die BBC verfilmt jedes Jahr ein Buch der beiden und veröffentlicht den Film immer zu Weihnachten. Scheffler ist passionierter Schreiber von Postkarten und Briefen, die er in den meisten Fällen aus illustriert. Mehr als 10’000 illustrierte Briefe sind so über die Jahre entstanden. (Ausschnitt aus der Ausstellungsbiografie)
Fotos: Bettina Schnerr