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Georges Simenon – Maigret und der gelbe Hund

Georges Simenon – Maigret und der gelbe Hund

Wer einen Maigret lesen möchte, braucht sich meiner Meinung nach nicht groß darum zu kümmern, ob die Reihenfolge stimmt. Es gibt Dutzende Bücher, die meisten von Tilman Spreckelsen herrlich protokolliert, und noch die eine oder andere Kurzgeschichte (wie „Maigrets Pfeife„). Sicher mag Maigret sich verändern, doch nehme ich die Maigrets als Kriminalromane wahr, die jeweils ohne Vorwissen funktionieren. Dem gelben Hund begegnet Maigret in der bretonischen Hafenstadt Concarneau und es ist sein sechster Fall.

Dass der Kommissar an der Küste ermittelt, liegt daran, dass er gerade in Rennes ist, um eine Einsatzbrigade neu zu organisieren. Im Küstenort gab es einen Mordanschlag auf einen Weinhändler, der auf dem Heimweg vom üblichen Absacker in der Gastwirtschaft des Hotels aus einem verlassenen Haus heraus angeschossen wurde. Seinen Kumpanen vom Stammtisch schwant nichts Gutes, als in ihren Gläsern kurz darauf Gift gefunden wird. Dabei gelten sie eigentlich allesamt angesehene Männer, vom Immobilienbesitzer über den Journalisten bis zum Vizekonsul.

Maigret sitzt staunend im Hotel und sieht, wie die Angst Besitz von Concernau ergreift. Selbst vor dem gelben Hund haben die Leute Angst, denn der tauchte seltsamerweise immer auf, wenn ein Angriff auf die illustre Trinkrunde stattfand.

Maigret beobachtet, hört der Serviererin zu und der begleitende junge Inspektor Leroy beschafft Informationen. Es ist ein Krimi, der vor allem Maigret und der Serviererin viel Raum gibt. Der Kommissar erkennt, dass im Städtchen alte Rechnungen offen sein dürften und beobachtet weiter. So ruhig, dass der Bürgermeister fordernd und wütend wird und Maigret noch ruhiger. Eine „Methode“ hat er nämlich keine und ist mit einem Bauchgefühl an die Sache herangegangen, wie er Leroy verrät:

Anders gesagt, diesmal habe ich die Untersuchung links rum angefangen, was mich womöglich nicht daran hindert, dass ich’s das nächste Mal rechts rum mache. Frage der Atmosphäre. Frage der Gesichter.

Und wenn Hunde reden können, hätte sich Maigret auch noch mit dem gelben Hund angefreundet. Aber Hunde haben, wie man weiß, eine eigene Art, Mitteilungen zu machen.

Wie Maigret den Problemen auf den Grund gehen wird, lässt sich nicht ansatzweise erahnen. Welche Aufgaben er Leroy zu tun gibt, welche Rückschlüsse er aus dem Minenspiel der Kellnerin zieht und welche aus der Erkenntnis, dass die Stammtischrunde ihren Status weidlich auszunutzen weiß? Das Ende lässt sogar die Möglichkeit offen, dass er mehr geahnt hat, als er tatsächlich belegen kann. Was ihn nicht daran hindert, auf seine Art und Weise Gerechtigkeit zu schaffen.

Bibliografische Daten

Verlag: Kampa
ISBN: 978-3-311-13006-2
Originaltitel: Le chien jaune
Erstveröffentlichung: 1931
Deutsche Erstveröffentlichung: 1934
Übersetzung: Elisabeth Edl, Wolfgang Matz

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