Was das Gehirn beim Lesen leistet
Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige, was wcthiig ist, ist dsas der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion sehten. Der Rset knan ttoaelr Bsinöldn sien, todzterm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das legit daarn, dsas wir nihct jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als Gnaezs.
Ein kluger Hoax
Gehen diese Zeilen durch Presse und Internet, ist das eigentlich ein Hoax. Denn so eine Studie, wie sie zitiert wird, gibt es nicht — zumal dieses und ähnliche Phänomene schon länger bekannt ist. Vergleichbar ist zum Beispiel, dass man Texte über Kopf lesen kann. Dennoch: Der Text gehört zu den klugen Späßen und er macht darauf aufmerksam, wie leistungsfähig unser Gehirn arbeitet.
Wie kann das funktionieren?
Fixiert man beim Lesen den Text bzw. wandert man mit den Augen die Zeilen entlang, nimmt das Auge wesentlich mehr Buchstaben wahr als vermutet: etwa 3-4 Buchstaben gegen die Leserichtung und bis zu 15 Buchstaben in Leserichtung. Davon wirklich erkennen kann es in Leserichtung ca. 7-8 Buchstaben, ausgehend vom Fixationspunkt. Damit erkennt das Gehirn bereits die meisten Wörter der gelesenen Sprache. Ein Beispiel: Im Winnetou von Karl May haben die Substantive im Schnitt unter sieben Buchstaben pro Wort und liegen damit in genau dem Bereich, der beim Lesen als Ganzes auf einmal erfasst werden kann.
Helfen kann übrigens auch der Spaltensatz zum Beispiel in der Zeitung, da eine Zeile mit 40-50 Anschlägen bereits vordefinierte Wortgruppen enthalten kann und das Auge beim Lesen nicht nur horizontal, sondern auch vertikal Informationen sammelt.
Am plausiblesten erläutert das so genannte cognitive process model das Zusammenspiel von Auge und Gehirn beim Lesen: Danach springt das Auge erst dann zum nächsten Wort, wenn eine bestimmte Auslösebedingung erfüllt ist. Diese Bedingung sei der „lexikalische Zugriff“, also der Moment, in dem ein Wort eindeutig identifiziert ist. Ob zu diesem Zeitpunkt auch die Bedeutung und die Einordnung des Wortes in den Text klar ist, sei dabei zunächst unerheblich.
Wie das Gehirn ein Wort beim Lesen tatsächlich identifiziert, ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Neben der so genannten Gestaltwahrnehmung des Auges und der entsprechenden Identifikation im Gehirn spielen bei der Wort- und Satzerkennung mehrere Teilprozesse eine Rolle. Dazu gehören unter anderem die Erkenntnisse aus dem vorher gelesenen sowie Einschränkungen, die das Gehirn aufgrund bisheriger Leseerfahrungen und aufgrund des bestehenden Wortschatzes macht. Zudem sind Wörter in einem Text durchaus vorhersagbar, nämlich auf Grund der grammatikalischen Struktur oder des Kontexts. Man geht beispielsweise in ein Haus, aber aus dem Haus. Solche bekannten und eindeutigen Gruppierungen erleichtern die Identifikation, die beim Lesen stattfindet. Routinierte Leser und Schnellleser beherrschen solche Prozesse ausgezeichnet und verfügen über eine Lesegeschwindigkeit, die bis zu dreimal höher ist als beim Durchschnittsleser (bis zu 700 Wörter pro Minute gegenüber 250).
Die Kunst, ein Wort zusammen zu setzen
Vor allem die ersten drei und der letzte Buchstabe eines Worts haben für eine schnelle und fehlerfreie Erkennung eine große Bedeutung. Was beim Lesen zudem weiterhilft, ist (gerade im Deutschen) die Groß- und Kleinschreibung sowie die phonologische Übereinstimmungen mit anderen Begriffen.
Die englische Sprache gehört zu den am besten untersuchten Sprachen. Für diese Sprache gilt, dass im Wesentlichen zwei Faktoren bei der Identifizierung eine Rolle spielen:
1. die Buchstaben in der rechten und der linken Hälfte des Wortes
2. der erste und der letzte Buchstabe.
Wo genau die Buchstaben stehen, ist egal, solange sie in der Worthälfte stehen, in die sie gehören; nur da scheint das Gehirn sie auch zu erwarten.
Wenn ihr also das nächste Mal von dieser Studie lest, dann denkt wieder daran, was euer Gehirn beim Lesen für euch leistet!