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Dorothy L. Sayers – Mord braucht Reklame

Dorothy L. Sayers – Mord braucht Reklame

Dorothy L. Sayers - Mord braucht Reklame

Lord Peter Wimsey arbeitet mehrere Wochen lang inkognito in einer Londoner Werbeagentur. Erstmals verdient der mit Wohlstand gesegnete Privatdetektiv in „Mord braucht Reklame“ als Serien-Novum sein eigenes Geld als Werbetexter: Immerhin vier Pfund pro Woche. Bei Pyms Werbedienst brodelt das tägliche Büroleben. Sayers, die selbst zehn Jahre bei einer Werbeagentur gearbeitet hat, schildert äußerst lebhaft, wie sich jeder zwischen kecken und vorlauten Kollegen behaupten muss. Irgendeiner dieser netten Kollegen aber hat Victor Dean auf dem Gewissen und ihn eine eiserne Wendeltreppe hinunter geschubt. So wie es aussieht, musste Dean sein Leben lassen, weil ein Rauschgiftring die Agentur als Tarnung nutzt. Im Auftrag der Agenturleitung schaut sich Wimsey im Büro um.

Sanfter Spott und witzige Dialoge

Der ohnehin vorwitzige, redegewandte Wimsey findet sich in diesem geschwätzigen und hektischen Natternkorb bestens zurecht und beschert der Agentur richtig gute Werbearbeit. Gleichzeitig spitzt er Augen und Ohren, um nach dem wahren Grund für den Tod Victor Deans zu suchen. Wimsey findet schnell eine ganze Reihe von Puzzlesteinen, die er aber erst fügen kann, als er mit seinem Schwager Chefinspector Parker die Köpfe zusammensteckt.

Wenn ich nicht wüsste, dass Sayers wesentlich mehr Krimis geschrieben hat als diesen, würde ich das Buch für eine quirlige Abrechnung mit der Branche halten. Warum sonst fallen so nette Kommentare wie dieser: „Drei Jahre in diesem abstumpfenden Beruf haben mir noch nicht jede menschliche Regung nehmen können. Aber das wird noch kommen.“ Oder ein so gehässiges Vorwort:

„Ich kann mir nicht denken, dass es auf der Welt eine harmlosere und gesetzestreuere Sorte Menschen gibt als die Experten der britischen Werbewirtschaft.“

Dorothy L. Sayers - Mord braucht Reklame
Cover aus den 1980er Jahren.

Das Buch lebt von den Beschreibungen des geschäftigen Büroalltags und den zum Teil sehr detaillierten Schilderungen, wie einzelne Kampagnen funktionieren. In den Kollegen sind hervorragend die verschiedenen Charaktere beschrieben, die in jedem Büro ihr Unwesen treiben. Von der guten Seele über die Schwatznase, vom akribischen Arbeiter bis zum Rechthaber, vom Mitläufer bis zum Außenseiter. Alleine wegen dieses lebhaften Haufens hat mir das Buch viel Spaß gemacht.

Dazu kommt, dass diese Buch noch zu der Generation gehört, die für jedes Kapitel eine treffende überschrift serviert. Dorothy L. Sayers hat mit diesem Buch eine prima Werbung in eigener Sache abgliefert, denn das Buch endet so treffend: „Wirb oder stirb“.


Nachtrag Herbst 2017
Sayers ist aus dem Fundus der Krimiklassiker nicht wegzudenken. Der Verlag rowohlt hält der Autorin die Treue und der Titel wird verfügbar gehalten. Wer sich von mir Lust auf den Titel machen lässt, erleidet daher im Gegensatz zu so manch anderem Buchtipp kein „vergriffen“ im Buchhandel. Schade nur, dass das Cover des Ebooks weder das Szenenfoto aus einer Wimsey-Verfilmung aufgreift noch sonst auf ein besser passendes Motiv zurückgreift – es ist etwas lieblos geraten.


Linktipp: Goldgrube Verlagsarchiv: Warum ältere Krimis gerade Hochkonjunktur haben und der Griff in die Archive so vielversprechend ist – Bleisatz im Gespräch mit Ludger Menke

Bibliografische Angaben

Verlag: rororo
ISBN: 349923081X
Originaltitel: Murder must advertise
Erstveröffentlichung: 1933
Deutsche Erstveröffentlichung: 1972
Übersetzung: Otto Bayer (aktuelle Ausgabe)

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