Gerade frisch entdeckt: Die Cherringham-Serie der beiden Autoren Matthew Costello und Neil Richards. Die beiden schreiben an einer Krimiserie, die jeweils monatlich einen Fall bietet.
Das scheint etwas Neues zu sein, frischt in Wirklichkeit aber eine literarische Gangart auf, die im späten 19. Jahrhundert Mode wurde. Kleine Lektürehappen und kurze Geschichten, die in kurzer zeitlicher Abfolge erscheinen. In diesem Fall monatlich je ca. 110 Seiten (in der englischen Ausgabe) mit einer in sich abgeschlossenen Folge, die seit März 2014 zeitversetzt auch auf Deutsch erscheinen. Übersetzt wird die Serie von Sabine Schilasky und erhätlich ist die Serie ausschließlich als Ebook.
Mit der Preisgestaltung unterstützt Basteil Lübbe die Idee der kurzen Unterhaltung, die schnell verfügbar ist: In Deutschland wird jede Folge für 1,99 Euro verkauft. Richards und Costello haben mit der Lektüregestaltung, die durchaus am Stück weggelesen werden kann, keine Probleme. Im Gespräch mit Crime Thriller Fella (inzwischen nicht mehr online) weisen sie darauf hin, dass diese Kurzformen eben keine Erfindung der digitalen Welt ist.
Ein Teil der Idee stammt von Bastei Lübbe, die eine Cosy-Serie mit Schauplatz England ins Programm aufnehmen wollten. Bei Costello und Richards rannte das Verlagshaus offene Türen ein, denn die beiden wiederum hatten unter sich schon über ein neues Ermittlerteam nachgedacht, wie sie im oben erwähnten Interview mit Killing Crime Time (inzwischen nicht mehr online) erzählten. Ihr Entwurf sah von Beginn an vor, im Ermittlerteam wie im Autorenteam auch, ein amerikanisch-englisches Duo einzusetzen. Dieses besteht aus dem ehemaligen NYPD-Mann Jack Brennan und der alleinerziehenden Webdesignerin Sarah Edwards.
Ansonsten ist Cherringham äußerst britisch: Eine beschauliche Kleinstadt mit verwinkelten Straßen, Pubs, B&B-Pensionen und alten Häsern. Man sieht sie Einwohner beim Kopfkino förmlich ihre Rosen gießen und den Kuchen für den Kirchenbazar backen. So richtig missmarpelig also. Als eine tote Frau in der Themse gefunden wird und Sarah nicht an einen Unfall glauben will, ist es mit der friedlichen Zeit im Dorf vorbei. Zwöf lange Monate jedenfalls, bis die Serie zu Ende ist. Danach kehrt in den Cotswolds wieder Ruhe ein. Hoffen wir es jedenfalls für Cherringham.
Der Amerikaner Costello und der Brite Richards kennen sich von verschiedenen Projekten, für die sie zusammen gearbeitet haben. Darunter auch für das Fernsehen; das ist vielleicht auch ein Grund dafür, dass die einzelnen Folgen in recht kurzer Zeit auf den Punkt kommen und trotzdem Spannung bieten sollen. Im Interview mit Killing Crime Time erzählen die beiden auch, wie es ihnen gelingt, von zwei Kontinenten aus so gezielt zusammen zu arbeiten.
Los geht die Serie mit Mord an der Themse/ Murder on Thames). Es folgen zunächst Das Geheimnis von Mogdon Manor und Mord im Mondschein.
Foto: Ivy Barn / unsplash