Der Drehbuchautor Makoto ist skrupellos – für die gefeierte Lyrikerin Miwako hat er seine Freundin sitzenlassen. Am Abend vor seiner Hochzeit mit Miwako liegt sie tot in seinem Garten. Aus Trauer über Makotos gebrochenes Heiratsversprechen hat sie sich vergiftet. Mit Hilfe seines Managers lässt Makoto die Leiche verschwinden. Doch am folgenden Tag bricht Makoto selbst vor dem Traualtar tot zusammen.
Der Braut schwant, wie der Mord passiert sein könnte: Jemand hat Makotos Medikamente ausgetauscht. Und dazu hatten nur seine engste Freunde Gelegenheit. Verzweifelt schaltet sie Kommissar Kaga ein, der vor einem schier unlösbaren Rätsel steht, denn gleich drei Verdächtige behaupten „Ich habe ihn getötet“. Der Manager, der Bruder der Braut und seine Lektorin. Kaga hat nun einen Mord, zuviele Täter, aber keine konkreten Hinweise.
Inzwischen gibt es von Keigo Higashino vier Krimis auf dem deutschen Markt, der fünfte steht vor der Tür und ich bin weit weg von meinem früheren Lamento, es gebe zu wenig Higashinos hierzulande. Ich weiß nicht, ob die Auswahl über die Erfolge englischer Übersetzungen erfolgt oder der Verlag in Japan gräbt. Immerhin erschien dieses Buch in Japan bereits 1999 und es gäbe aktuellere Kaga-Titel.
Ein einzigartiger Fall
„Ich habe ihn getötet“ präsentiert eines der besten Rätsel, die ich kenne, und zeigt wieder, was für ein hervorragender Krimibaumeister Higashino ist: Es gibt drei Verdächtige, die abwechselnd aus ihren Perspektiven die Geschichte erzählen. Takahiro Kanbayashi, der Bruder der Braut, die Lektorin Kaori Yukizasa und der Manger Naoyuki Suruga. Sie sind die Hauptpersonen des Buchs. Alle drei haben ihre eigenen Beweggründe, den Bräutigam ins Nirvana zu wünschen.
Der Weg zur Aufklärung speist sich über weite Strecken daraus, dass sich die drei gegenseitig verdächtigen, sich selbst verdächtig machen, reinzuwaschen versuchen und die trauernde Braut Miwako Kanbayashi anfängt, Fragen zu stellen. Miwako ist es letztlich auch, die Kommissar Kaga zu Rate zieht und in bester Agatha Christie-Manier versucht, einen der drei bei einem gemeinsamen Treffen zu überführen.
Professor: Oh, das ist ja Ich habe ihn getötet von Keigo Higashino. Ein tolles Buch.
Assistent: Na ja, dieser Higashino sieht ja vielleicht ganz gut aus, aber sein Charakter … ich finde es ziemlich mies von ihm, den Namen des Mörders am Ende nicht zu nennen. Man liest und liest bis zum Schluss und dann steht man da.
Kann man einen Krimi zwei Mal lesen? Das macht nicht immer Freude, wenn man den Ausgang kennt. Im Fall von Ich habe ihn getötet geht das automatisch. Higashino bleibt die Lösung schuldig und dann „steht man da“. Hilfe leistet ein Nachwort von Shinta Nishigami, dem Direktor der Mystery Writers of Japan (MWJ). Doch der Verlag spielt dem Autoren in die Hände und hat die betreffenden Seiten nicht geschnitten. Wer mehr wissen will, muss selbst Hand anlegen.
Im Prinzip ist es bereits ein Spoiler zu sagen, was Keigo Higashino nicht sagt. Daher mein Tipp: Wer diesen Titel nicht kennt, sollte ihn jetzt erst recht und unbedingt lesen, sehr genau lesen, markieren und am Ende vielleicht klüger dastehen als jene, die voll auf Higashinos Finte hereingefallen sind. Alleine schon die Tatsache, dass es einen Autoren gibt, der sich dieses Spielchen mit den Lesern traut, ist brilliant und wenn man darum weiß, vielleicht genau die Herausforderung, die man gesucht hat.
Bibliografische Angaben
Verlag: Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-98306-7
Originaltitel: Watashi ga Kare o Koroshita / 私が彼を殺した
Erstveröffentlichung: 1999
Deutsche Erstveröffentlichung: 2016
Übersetzung: Ursula Gräfe
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