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Hika Harada – 3000 Yen fürs Glück

Hika Harada – 3000 Yen fürs Glück

Hika Harada - 3000 Yen fürs Glück

Miho Mikuriya, die jüngste Tocher der Familie, plant für ihre Träume: ein eigenes Häuschen wäre schön, damit sie einen Hund halten kann. Ihr neuer Job in einer IT-Firma in Shinjuku hat ihr vor sechs Monaten den Auszug von Zuhause ermöglicht. Die Eigenständigkeit gefällt ihr und so überlegt sie, wie sie die nötigen Geldmittel zusammensparen könnte. Dabei geht ihr ein Spruch der Großmutter durch den Kopf:

Wie du 3000 Yen verwendest, kann über dein ganzes Leben entscheiden.

Was damit gemeint ist, wird ihr langsam klar, als sie sich mit ihrer älteren Schwester Maho austauscht. Die fünf Jahre ältere Frau ist verheiratet und hat ein Kind. Dennoch bringt sie es fertig, pro Monat mehr Geld anzusparen, als es sich Miho für ihren Sparplan ausgerechnet hat.

Obendrein eröffnen sich neue Perspektiven, als geplante Hochzeiten, plötzliche Scheidungen, Krankheiten und die Altersvorsorge sowohl im persönlichen Umfeld als auch in der Familie gewohnte Sicherheiten auf den Prüfstand stellen. Und so stehen die Töchter, Mutter und Oma Mikuriya jede auf ihre Art vor der Frage, wie sie sich ihr Leben vorstellen und wie sie sich dafür finanziell aufstellen möchten.

3000 Yen sinnvoll ausgeben

Der Untertitel vermittelt genau, was in diesem Buch steckt: Ein Familienroman über die Kunst des Sparens. Die bereits erwähnten 3000 Yen werden dabei gelegentlich auftauchen, denn sie sind eben exakt der Preis für etwas, um das es in einer Szene gerade geht. Der Schwerpunkt von Hika Harada liegt allerdings nicht sehr auf dem Familienroman. Er ist schlicht die Verpackung für das Kernthema: Wirtschaftliche Haushaltsführung. „Ratgeberroman“ würde besser passen (den Begriff habe ich nicht erfunden, den gibt es bereits).

Klingt langweilig? Nein, ich denke, das ist es nicht. Harada hat eine Möglichkeit gesucht, einen unterhaltsamen Ratgeber zu schreiben, der die Grundlagen wirtschaftlichen Denkens auf den Punkt zu brigen, ohne die klassische Ratgebermanier zu bemühen. Sinnlos ist das sicher nicht.

Zwar hat Japan eine Tradition der Sparsamkeit, wie der Verweis vom Oma Mikuriya auf die Kakeibo zeigt. Vor allem mit den Boom-Jahren in den 1980er Jahren kam aber auch die Lifestyle-Inflation auf (vgl. auch „Was wir haben“ von Eula Biss). Miho lebt dieses Prinzip bildhaft vor. Sie kann sich durch den Job mehr leisten und tut das auch. Sie lebt in einem hipperen und dadurch teureren Viertel oder merkt, dass sie für Lebensmittel bis zum Doppelten ausgibt, wie ihre Schwester mit dem Dreipersonenhaushalt.

Finanzielle Engpässe jeder Art

Harada packt in den Roman, was an finanziellen Schwierigkeiten denkbar ist und lässt ihre Figuren durch zum Beispiel Beratungen und persönliche Gespräche darüber nachdenken, wie damit umgegangen werden könnte. Dabei tauchen wohlhabende Familien auf, die selbst bei einer Heirat ihres Sohnes der Zukünftigen keinen müden Yen gönnen wollen. Oder eine Familie, die gar kein Gespür für Geld hat und gedankenlos Schulden auftürmt.

Familie Mikuriya berät sich über Fixkosten für’s Handy, teure Supermärkte und Lockangebote von Banken. Sie diskutieren Investmentfonds, unnötige Spontaneinkäufe und die Idee, sich gegenseitig zu unterstützen. Auf diese Weise bindet die Autorin das wirtschaftliche Denken in Alltagssituationen ein.

Der Ratgeberroman ist also eher nichts, was ich der breiten Belletristik-Leserschaft, Fans von japanischer Literatur oder von Familienromanen empfehlen würde. Es ist ein Buch, das sich eher als Anstupser für Teenager eignet oder Leser:innen, die sich Gedanken um Haushaltsführung machen möchten, müssen oder wollen. Und als solcher ist er gut gemacht, denn ein gewisses wirtschaftliches Gespür ist eine grundlegende Fähigkeit, um seine persönlichen Finanzen sicher verwalten zu können.

Bibliografische Angaben

Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-44209-1 (ebook)
Originaltitel: Sanzen en no tsukaikata (三千円の使いかた)
Erstveröffentlichung: 2018
Deutsche Erstveröffentlichung: 2023
Übersetzung: Cheyenne Dreißigacker

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