Das japanische Vorschau-Bilderbuch Herbst 2024

von Bettina Schnerr
12 Minuten Lesezeit
Header: Vorschau-Bilderbuch japanische Literatur

Seit mehreren Jahren durchforste ich zwei Mal im Jahr mit großem Vergnügen die Verlagsvorschauen. In zumindest einer Saison davon stelle ich meist meine Fundstücke in einem Vorschau-Bilderbuch vor. Mal eher im Herbst, mal im Frühjahr. In diesem Jahr ist es nicht anders — bis auf ein Detail. Mich hatte nämlich interessiert, wie breit japanische Titel in einer (natürlich willkürlich) gewählten Zeit gestreut sind. Ausnahmsweise ist dieser Beitrag daher keine persönliche Auswahl, sondern eine möglichst vollständige Übersicht. Bücher, die auf meinem Wunschradar gelandet sind, sind mit einem ✻ markiert.

Sanaka Hiiragi – Die Glückslieferanten
Hoffen wir, dass Hiiragi wieder etwas solider schreibt, als es die kitschen Ankündigungen „herzerwärmend“ und „magisch“ vermuten lassen. Statt eines Fotografen hilft dieses Mal ein Lieferservice mit Päckchen, über die wichtige Botschaften übermittelt werden sollen. Sendungen, die die Augen wieder für das Schöne im Leben öffnen sollen. / Hoffman und Campe

Mieko Kanai – Leichter Schwindel
„Eine fesselnde Horrorgeschichte über die alltägliche Langeweile einer Frau in Tokio“ – eine Beschreibung, die spontan an „Das Loch“ erinnert. Ehefrau, Hausfrau und Mutter Natsumi wundert sich zunehmen darüber, wie in ihren monotonen Tagen zugleich alles und überhaupt nichts geschehen kann. / Suhrkamp

Osamu Dazai – No longer human
Das ist eines der Bücher, um die ich schon seit längerem herumlaufe – auf Englisch, wo es sehr erfolgreich aufgenommen wurde. Suhrkamp legt nun „die einzig verbindliche Übersetzung“ erneut auf. Dazais Werk gilt als Kultbuch, in dem der Protagonist auf der Suche nach seinem Platz in der Welt ist. / Suhrkamp

Satoshi Yagisawa – Die Abende in der Buchhandlung Morisaki
Eine Fortsetzung von „Die Tage in der Buchhandlung Morisaki“ – das ist offensichtlich. Takako hat ihren Liebeskummer überwunden und dieses Mal muss sie Onkel Satoru beistehen, weil Tante Momoko erkrankt ist. Und man erinnert sich: Takakos Verwandte hatten im vorigen Buch gelegentlich gröbere Kommunikationsprobleme. / Insel

Shiori Ota – Das kleine Café der zweiten Chancen
Ein Buch, das mit Sapporo einen neuen Ort in der literarischen Landkarte markiert. Und das in einer Tradition zu stehen scheint mit „Bevor der Kaffee kalt wird“. Die Barista benötigt 4 Minuten und 33 Sekunden für eine Tasse Kaffee und das ist genau die Zeit, in der sie ihren Gästen eine Reise in die Vergangenheit gewährt. Zeit, um eine zweite Chance für eine Entscheidung, ein Gespräch, eine Begegnung zu realiseren. / Droemer

Nanako Hanada – Die einsame Buchhändlerin von Tokio
Wäre dieses Buch nicht in der Liste, hätte ich es definitiv ins Übersetzungsbingo gesteckt (denn für den englischen Markt klingen die Ankündigungen nicht ganz so kitschig). Eine autobiografische Geschichte über eine Buchhändlerin, die nach einer Trennung auf einer Dating-App Treffen vereinbart — zu der sie jeweils Buchtipps mitbringt. / Knaur

Suzuki Suzumi – Die Gabe
Ein feministischer Roman, „triefend vor mütterlicher Grausamkeit“, sagt Yoko Ogawa. Die Geschichte einer Schriftstellerin, die zur Tochter ins Rotlichtviertel zieht und auf ein ganz anderes Selbstverständnis trifft. / Fischer

Natsuko Imamura – Die Frau im lila Rock
Das dritte Buch, das ich von meiner englischen Wunschliste streichen kann. Angekündigt als düster-komische Geschichte über zwei Leben, die auf unheimliche Weise miteinander verflochten sind: Das der alleinstehenden Frau im lila Rock und das der Frau in der gelben Strickjacke. / btb

Laura Imai Messina – Eine Reise in 72 Wörtern
„Eine Reise zur wahren Seele des Landes der aufgehenden Sonne“ verspricht die Ankündigung. In Japan gibt es 72 kleine Jahreszeiten mit jeweils eigenen Charakteristika. Imai Messina versucht, diese Abschnitte zu erfassen, zu beschreiben und jeweils auf persönlichem Weg zu reflektieren. / btb

Laura Imai Messina – Das Archiv der Herzschläge
Auch ein Roman von Imai Messina steckt im Herbstprogramm. Auf einer kleinen Insel steht ein Gebäude, in dem Herzschläge zahlreicher Menschen katalogisiert sind: Shinzō-on no Ākaibu, das Archiv der Herzschläge. Dorthin werden ein Junge aus Tokyo und der Illustrator Shuichi reisen. / btb

Jan-Philipp Sendker – Akikos stilles Glück
Die junge Akiko lebt bewusst als Single – und trifft auf den früheren Schulkameraden Kento, der sich als Hikikomori zurückgezogen hat. Die beiden gehen gemeinsam auf die Suche nach ihrem Platz im Leben und fragen sich, ob sie dazu andere Menschen brauchen oder nicht. / Blessing

Yoshiko Ueno-Müller – Sake
Ein Bildband über Japans Nationalgetränk, der Mythos, Handwerk und Genuss vereint. Ein Buch, das über Sake-Typen, Brauereien, Aromen, Rituale, Pairings und vieles mehr informiert. Was für den Wein der „kleine Johnson“ ist, ist dieses Buch für den Sake. Ausgestattet als Prachtband mit besonderem Einband und Folienprägung. / Prestel

Clémance Leleu – Zu Gast in Japan
Appetit macht ganz sicher diese kulinarische Reise von Hokkaido bis Okinawa. Leleu fürht von Norden nach Süden durch das Land. Anhand von fünf Stationen beschreibt er die Besonderheiten der Region und verspricht 60 Rezepte, die einfach zu Hause nachgekocht werden können (mit Zutaten, die hier auch zu finden sein sollen). / Prestel

Sachiko Harada – Cuisine on Screen
Auf Englisch veröffentlicht Prestel diesen Titel mit ebenfalls 60 Rezepten aus 30 japanischen Kultfilmen. Beispiele sind
Tan-men Suppe aus Midnight Diner, Risotto aus Princess Mononoké, Ramen wie in Tampopo. Auch mit dabei sind Spirited Away, Samurai Gourmet, Sweet Bean (Kirschblüten und rote Bohnen), Kamome Diner, oder My Neighbor Totoro. Für Filmfans und Genießer gleichermaßen. / Prestel

Paul Tulett – Brutalist Japan
Ebenfalls auf Englisch ist dieser Bildband. Eine fotografische Reise zur Nachkriegsarchitektur in Japan. Tulett zeigt die Funktionalität, die Faszination des Stils und teils unkonventionellen Bauformen, die massiv von traditionellen Bauformen abweichen, zugleich aber die Kultur des Landes wiederspiegeln können. Mit über 200 Fotos und Arbeiten von Kenzo Tange, Tadao Ando oder Kazuo Shinohara. / Prestel

Yukio Mishima – Der Held der See
Für einen Teenager bricht eine Welt zusammen, als sich sein Idol, ein Seemann, an Land seßhaft machen und heiraten will. Er und seine Freunde fassen einen grausamen Plan. Eine Geschichte über unterschiedliche Formen von Liebe und den Konflikt zwischen Werten und Sehnsüchten. / Kein & Aber

Seicho Matsumoto – Tokio-Express
Kommissar Jutaro Torigai stößt in der Bucht von Hakata auf einen angeblichen Doppelselbstmord, der zuviele Fragen aufwirft. Gemeinsam mit einem Kollegen aus Tokyo ermittelt er, sucht Spuren in ganz Japan und versucht, einen raffinierten Täter aufzuspüren. / Kampa

Natsume Soseki – Ich, der Kater
Dieser Roman wird nicht zum ersten Mal aufgelegt, dieses Mal aber in einer bibliophilen Ausstattung. Er gilt als einer der berühmtesten Romane der modernen japanischen Literatur mit dem berühmtesten Kater der japanischen Literaturgeschichte. Soseki karikiert die japanische Mittelklasse um 1900. / Schöffling

Michiko Aoyama – Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen
Nach dem Erfolg von „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ war ein neuer Aoyama wohl nur eine Frage der Zeit. Wie so gerne und oft gepflegt, wird auch hier ein Roman um „Mut machende Geschichten“ und „ein achtsames Miteinander“ angekündigt und „über die Kunst, das Glück in den kleinen Dingen des Alltags zu finden“. Das klingt immer sehr kitschig, aber nicht immer ist es am Ende so – viele der japanischen Romane haben tatsächlich den Dreh raus, den Alltag und seine nervigen Kinkerlitzchen charmant zu erzählen. / Rowohlt

Jaqueline Atkins – Kimono
Dieser Bildband stellt eine Kimono-Sammlung vor, die „Khalili Collections“ mit Kreationen zwischen 1910 und 1950. In mehr als 200 Fotos stellt Atkins den Einfluss auf das Kimono-Design Anfang des 20. Jahrhunderts vor, das in Gestaltung, Stoffen und Produktionstechnik von westlichen Stilen beeinflusst wurde. / Prestel

Jiro Taniguchi – Vertraute Fremde
Hier kommt ebenfalls eine Neuauflage eines bekannten Titels, doch diese Version folgt erstmals der japanischen Leserichtung. Taniguchi erzählt von einem Mann, der einen falschen Zug nimmt und so in seiner Heimatstadt landet. Eine Ohnmacht lässt ihn seine Teenagertage wieder erleben – in dem Jahr, in dem sein Vater die Familie verlassen hatte. / Carlsen

Osamu Dazai, Junji Ito – No longer human. Der entfremdete Mensch
Noch einmal Dazai, dieses Mal als über 600 Seiten starker Manga. Laut Verlag ist es das zweitmeistgelesene Buch in Japan. Aus dem Klappentext: „Junji Ito adaptiert den Leidensweg des Protagonisten mit subtilem Horror und bebildert die lebenslange Besessenheit eines von sich selbst und der Gesellschaft entfremdeten Menschen in wahnwitzigen Albträumen. / Carlsen

Toshikazu Kawaguchi – Bevor die Erinnerung verblasst
Ich glaube, das ist inzwischen der vierte Teil der Serie um Cafés, in denen Menschen in die Vergangenheit zurückkehren können. Dieses Mal ist Hokkaido der Schauplatz. / Knaur

Masayo Koike – Das Sperlingshaus
Eine Anthologie mit sechs Erzählungen, in denen alltägliche Szenen sich Stück für Stück in fantastische Welten entwickeln. / Iudicum

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